Pressemitteilung:
Öffentliche Finanzen im 1. Halbjahr 2021: öffentliches Defizit 7,2%, öffentlicher Schuldenstand 86,2% des BIP
Wien, 2021
Die Staatseinnahmen stiegen im Vergleich zum 1. Halbjahr 2020 um 6,4% bzw. 5,7 Mrd. Euro auf 94,5 Mrd. Euro. Die Staatsausgaben erhöhten sich um 7,0% bzw. 7,1 Mrd. Euro auf 108,4 Mrd.
"Österreichs Staatsverschuldung wächst und wächst. Zwar lagen die Einnahmen im ersten Halbjahr 2021 schon wieder auf Vorkrisenniveau, Subventionen und Sozialausgaben zur Eindämmung der Corona-Folgen haben die Staatsausgaben jedoch auf 15% über das Niveau des ersten Halbjahres 2019 gebracht. Insgesamt hat die Corona-Krise Österreich vom Konsolidierungspfad gedrängt. Nach der Reduktion der Staatsschuldenquote von 84,9% auf 70,6% zwischen 2015 und 2019 ist sie bis Ende Juni 2021 auf 86,2% angewachsen", so Statistik Austria-Generaldirektor Tobias Thomas.
Staatseinnahmen im 1. Halbjahr 2021
88,2% der Staatseinnahmen im 1. Halbjahr 2021 stammen aus Steuern und Sozialbeiträgen, die in Summe 83,4 Mrd. Euro ausmachten. Das ist gegenüber dem Vorjahr eine Steigerung um 8,2%, bzw. 6,3 Mrd. Euro, nachdem sie im 1. Halbjahr 2020 um 6,0% bzw. um 4,9 Mrd. Euro eingebrochen waren.
Der Staat nahm im 1. Halbjahr 2021 sowohl durch Steuern als auch in Form von Sozialbeiträgen wieder mehr ein als im 1. Halbjahr des Vorkrisenjahres 2019. Während sich die Einkommen- und Vermögensteuern (1. Halbjahr 2019: 24,5 Mrd. Euro, 1. Halbjahr 2021: 25,1 Mrd. Euro) – und hier vor allem die Einnahmen aus der Lohnsteuer – bereits wieder über dem Niveau vom 1. Halbjahr 2019 befanden, konnte das Vorkrisenniveau bei den Produktions- und Importabgaben (1. Halbjahr 2019: 27,4 Mrd. Euro, 1. Halbjahr 2021: 26,8 Mrd. Euro) – und hier vor allem bei der Mehrwertsteuer und der Mineralölsteuer – noch nicht wieder erreicht werden.
Staatsausgaben im 1. Halbjahr 2021
Die Dynamik im Ausgabenwachstum ist sowohl auf Mehrausgaben
bei den Sozialausgaben, bei einem Anteil von 44,5%, als auch auf einen
starken Zuwachs bei den staatlichen Subventionen (Anteil 9,3%) zurückzuführen.
Zur Abfederung der sozialen Folgen der Pandemie zeigen die vorläufigen
Ergebnisse einen Anstieg bei den monetären Sozialleistungen (Härtefallfonds,
Arbeitslosengeld) um 6,2%, bzw. 2,3 Mrd. Euro. Ebenfalls stark erhöhten
sich die Subventionen (19,6%, bzw. 1,6 Mrd. Euro), hierunter fallen Aufwendungen
für Kurzarbeit, Fixkostenzuschuss
Öffentlicher Schuldenstand am 30. Juni 2021 um 19,0 Mrd. Euro höher als Ende 2020
Ende des 2. Quartals 2021 betrug die Staatsverschuldung
334,7 Mrd. Euro oder 86,2% des BIP. Damit lag sie um 19,0 Mrd. Euro höher
als Ende des 4. Quartals 2020. Die Schuldenquote, also die öffentlichen
Schulden im Verhältnis zum BIP, stieg in diesem Zeitraum um 3,0 Prozentpunkte.
Dieser Anstieg kann fast ausschließlich auf die Kerneinheit Bund zurückgeführt
werden, da ab März 2020 erhebliche Maßnahmen zur Eindämmung der COVID
Detaillierte Ergebnisse 2020 bzw. weitere Informationen zum öffentlichen Defizit/öffentlichen Überschuss und zum öffentlichen Schuldenstand sowie zu den Einnahmen und Ausgaben des Staates finden Sie auf unserer Webseite.
Informationen
zur Methodik, Definitionen: Grundlage für das Berichtsjahr 2020
sind die endgültigen Rechnungsabschlüsse des Bundes, der Länder,
Wiens und der Gemeinden, die endgültige Finanzstatistik des Dachverbandes
der Sozialversicherungsträger sowie Informationen zu außerbudgetären
Einheiten.
Grundlage für das erste Halbjahr 2021 sind die vorläufigen Rechnungsabschlusszahlen
des Bundes, der Länder und der Gemeinden sowie die vorläufige Finanzstatistik
des Dachverbandes der Sozialversicherungsträger. Sonstige Einheiten
des Sektors Staat werden auf Basis vorhandener Informationen geschätzt.
Statistik Austria erstellt als Teil der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen
(VGR) zweimal pro Jahr Daten über den Sektor Staat und publiziert sie
jeweils Ende März und Ende September. Diese Termine entsprechen auch
den Verpflichtungen gemäß den EU-Verordnungen Nr. 549/2013 ("ESVG
2010") und Nr. 222/2014 ("Maastricht-Statistiken"), diese
Daten sowie Statistiken über das öffentliche Defizit und den öffentlichen
Schuldenstand an die Europäische Kommission (Eurostat) zu notifizieren.
Die Daten gemäß der angeführten EU-Verordnungen werden erstellt für
den Sektor Staat insgesamt und die vier Teilsektoren Bundesebene, Landesebene,
Gemeindeebene und Sozialversicherung. Die Staatseinnahmen und -ausgaben
werden nach dem Europäischen System für Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen
(ESVG 2010) kategorisiert. Das öffentliche Defizit bzw. der öffentliche
Überschuss ergeben sich aus der Differenz von Staatseinnahmen und Staatsausgaben.
Die angeführten Staatseinnahmen aus Steuern und Sozialbeiträgen beinhalten
auch jene veranlagten Steuern und Sozialbeiträge, deren Einziehung
unwahrscheinlich ist.
Rückfragen zum Thema beantworten in der Direktion
Volkswirtschaft, Statistik Austria
Mag. Lukas DÖRFLER, Tel.:
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