Pressemitteilung: 12.664-255/21
Wien, 2021-11-26 –
Österreichs Bevölkerung wächst und altert. Dieser Prozess wird sich
auch künftig fortsetzen, wie aus der von Statistik Austria veröffentlichten
Bevölkerungsprognose hervorgeht. Demnach dürfte die Bevölkerungszahl
Österreichs im Jahr 2022 die Neun-Millionen-Marke erreichen und bis
2040 um 6% auf 9,47 Mio. wachsen, bis 2080 schließlich um 11% auf 9,94 Mio.
"Österreichs Bevölkerung wächst. Der Sprung
über die Neun-Millionen-Grenze steht kurz bevor. Österreich wird aber
auch immer älter. Die Lebenserwartung hat in den letzten Jahrzehnten
massiv zugenommen. Die Covid-19-Pandemie hat diesen langfristigen Trend
allerdings zwischenzeitlich ausgebremst: Im Jahr 2020 ist die Lebenserwartung
um ein halbes Jahr zurückgegangen", sagt Statistik Austria-Generaldirektor
Tobias Thomas.
Wanderungsgewinne übertreffen prognostizierte
Geburtendefizite
Der erwartete Bevölkerungszuwachs ist ausschließlich
auf Wanderungsgewinne von jährlich rund 30.000 Personen zurückzuführen.
Damit setzt sich ein langjähriger Trend fort: Seit der Jahrhundertwende
ist die Einwohnerzahl Österreichs vor allem durch Wanderungsüberschüsse
gestiegen. Zur Volkszählung 2001 zählte Österreich erstmals knapp
über 8 Mio. Einwohnerinnen und Einwohner, im Jahresdurchschnitt 2010 waren
es 8,36 Mio. Bis 2020 ergab sich eine weitere Zunahme um 6,6% auf 8,92 Mio.
Von dem Zuwachs seit der Jahrhundertwende entfielen nur rund 3% auf
Geburtenüberschüsse, der überwiegende Teil waren Wanderungsgewinne.
Allerdings dürfte in den kommenden Jahren die Zahl der Sterbefälle
über die Zahl der Geburten steigen, da die starken Geburtsjahrgänge
des Babybooms der 1950er und 1960er Jahre ins Pensionsalter wechseln.
Die Geburtenbilanz wird somit negativ. Dennoch sind künftig weitere
Anstiege wahrscheinlich, da die prognostizierten Wanderungsgewinne die
Verluste aus der Geburtenbilanz übertreffen werden.
Stärkstes Bevölkerungswachstum im Pensionsalter
Die Bevölkerung der Generation 65+ wird weiterhin
zahlen- und anteilsmäßig stark an Gewicht gewinnen. Seit heuer leben
österreichweit mehr Personen im Alter von 65 und mehr Jahren als unter
20-Jährige. Dafür sind neben stagnierenden Geburtenzahlen insbesondere
die starken Geburtsjahrgänge der 1950er und 1960er Jahre verantwortlich,
die sukzessive ins Pensionsalter aufrücken. Der Anstieg der Lebenserwartung
sollte nach dem Corona-bedingten Rückgang 2020 um 0,5 Jahre wieder auf
den langfristigen Pfad zurückfinden. 2040 dürfte somit die Bevölkerung
ab dem Alter von 65 Jahren um 46% (bzw. rund 800.000 Personen) größer
sein als 2020. Zugleich erhöht sich ihr Anteil an der Bevölkerung
von derzeit 19,2% auf 26,4% (2040). Die Zahl der Personen im erwerbsfähigen
Alter von 20 bis unter 65 Jahren hat derzeit mit 5,50 Mio. ihr Maximum
erreicht, bis 2040 wird sie um knapp 300.000 Personen (-5%) unter den
derzeitigen Wert sinken (siehe Tabelle 1). Nach 2040 bleibt die Zahl
der Erwerbsfähigen der Prognose zufolge weitgehend konstant. Die Zahl
der unter 20-Jährigen wird zwar noch leicht ansteigen, ihr Anteil an
der Gesamtbevölkerung sinkt jedoch mittelfristig von 19,3% (2020) auf
18,8% (2040).
Anteil der im Ausland Geborenen steigt langfristig
von 20% auf 27%
Die Zahl der im Ausland geborenen Bevölkerung Österreichs
wird unter der Annahme fortgesetzter internationaler Zuwanderung künftig
weiterhin zunehmen. 2020 lebten im Bundesgebiet 1,78 Mio. Menschen, die
nicht in Österreich zur Welt kamen, das entspricht 20% der Gesamtbevölkerung
(siehe Tabelle 1). Bis zum Jahr 2040 steigt ihre Zahl der Prognose zufolge
auf 2,25 Mio. (+26%), bis 2080 schließlich auf 2,69 Mio. (+50% gegenüber
dem Basisjahr 2020). Der Anteil der nicht in Österreich geborenen Personen
nimmt somit laut Prognose bis 2040 auf 24% und bis 2080 auf 27% zu (siehe
Tabelle 1).
Der Osten Österreichs wächst am stärksten
Das für Österreich prognostizierte Bevölkerungswachstum
um 11% bis 2080 wird sich regional sehr unterschiedlich verteilen. Überdurchschnittlich
starke Zuwächse sind in Wien zu erwarten. Auf die Bundeshauptstadt
entfällt mehr als ein Drittel der internationalen Zuwanderung nach
Österreich. Wien wird laut Prognose im Jahr 2026 – wie zuletzt am
Beginn des 20. Jahrhunderts – die Zwei-Millionen-Marke überschreiten.
In Kärnten ist hingegen – wie in vergangenen Jahren – mit leichten
Bevölkerungsverlusten zu rechnen, wodurch die Einwohnerzahl in absehbarer
Zeit hinter Salzburg zurückfallen sollte. Salzburg sollte dadurch zum
bevölkerungsmäßig sechstgrößten Bundesland aufsteigen. Neben Wien
wird auch für Niederösterreich ein überdurchschnittliches Bevölkerungswachstum
prognostiziert, während die Trends in Salzburg und in der Steiermark
unter dem Bundesschnitt liegt. Die erwarteten Bevölkerungsentwicklungen
im Burgenland (leicht überdurchschnittlich) sowie in Oberösterreich,
Tirol und Vorarlberg (geringfügig unterdurchschnittlich) entsprechen
weitgehend dem prognostizierten Bundestrend (siehe Tabelle 2).
Detaillierte Ergebnisse bzw. weitere Informationen
zur Bevölkerungsprognose, die Präsentation
des Online-Pressegesprächs (PDF, 1,4 MB) vom 26.11.2021
sowie eine interaktive Bevölkerungspyramide
finden Sie auf unserer Webseite.
Eine Aufzeichnung des Pressegesprächs steht auf Youtube
zur Verfügung.
Informationen
zur Methodik, Definitionen: Zur Berechnung der Prognose wird
der nach Alter, Geschlecht und Geburtsland differenzierte Bevölkerungsstand
zum 1.1.2021 in die Zukunft fortgeschrieben. Pro Kalenderjahr altern
die Bevölkerungsbestände um ein Jahr. Die neuen Geburtsjahrgänge
eines Prognosejahres werden mittels altersspezifischer Fertilitätsraten
(Lebendgeburten nach Alter der Mutter) berechnet. Die Sterbefälle ergeben
sich aus alters- und geschlechtsspezifischen Sterbewahrscheinlichkeiten,
die mit den Bevölkerungsständen multipliziert werden. Während sich
die internationale Abwanderung analog zu den Sterbefällen aus Raten
errechnet, wird die Zuwanderung in Absolutzahlen vorgegeben (ebenfalls
jeweils nach Alter und Geschlecht). Langfristig wird mit jährlich 145.000 Zuwandernden
gerechnet. Bei etwa 115.000 Wegziehenden ergibt dies jährliche Wanderungsgewinne
von rund 30.000 Personen. Die Binnenwanderungen zwischen den neun Bundesländern
Österreichs werden mittels alters-, geschlechts- und richtungsspezifischer
Abwanderungsraten modelliert.
Bei der Interpretation der Ergebnisse nach dem Merkmal "im Inland/Ausland
geboren" ist zu beachten, dass es sich hierbei nicht
um eine Prognose der Bevölkerung Österreichs nach der Staatsangehörigkeit
("Ausländerprognose") handelt. Die künftige Entwicklung
der Bevölkerung nach der Staatsangehörigkeit ist neben der internationalen
Zu- und Abwanderung (und natürlich auch deren Fertilität und Mortalität)
insbesondere von der Entwicklung der Einbürgerungsraten abhängig.
Diese sind wesentlich von künftigen politischen Rahmenbedingungen abhängig
und lassen sich daher kaum antizipieren. Demgegenüber bleibt das hier
gewählte Merkmal "Geburtsland" der jeweiligen Person lebenslang
unverändert erhalten.
Jahr | Gesamtbevölkerung,
absolut | In
% | Im Ausland
geboren |
---|
Insgesamt | Bis unter 20
Jahre | 20 bis unter
65 Jahre | 65 und mehr
Jahre | Bis unter 20
Jahre | 20 bis unter
65 Jahre | 65 und mehr
Jahre | insgesamt | in % |
---|
2020 | 8.916.845 | 1.718.997 | 5.490.075 | 1.707.773 | 19,3 | 61,6 | 19,2 | 1.780.990 | 20,0 |
---|
2025 | 9.113.898 | 1.755.015 | 5.467.928 | 1.890.955 | 19,3 | 60,0 | 20,7 | 1.942.443 | 21,3 |
---|
2030 | 9.250.615 | 1.780.327 | 5.327.331 | 2.142.957 | 19,2 | 57,6 | 23,2 | 2.051.240 | 22,2 |
---|
2040 | 9.469.943 | 1.777.327 | 5.195.355 | 2.497.261 | 18,8 | 54,9 | 26,4 | 2.248.677 | 23,7 |
---|
2050 | 9.625.622 | 1.780.212 | 5.183.265 | 2.662.145 | 18,5 | 53,8 | 27,7 | 2.408.833 | 25,0 |
---|
2060 | 9.703.319 | 1.814.028 | 5.115.772 | 2.773.519 | 18,7 | 52,7 | 28,6 | 2.530.758 | 26,1 |
---|
2070 | 9.808.340 | 1.835.394 | 5.134.260 | 2.838.686 | 18,7 | 52,3 | 28,9 | 2.616.014 | 26,7 |
---|
2080 | 9.937.632 | 1.845.519 | 5.173.829 | 2.918.284 | 18,6 | 52,1 | 29,4 | 2.669.508 | 26,9 |
---|
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Bundesland | 2020 | 2025 | 2030 | 2040 | 2050 | 2060 | 2070 | 2080 |
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Burgenland | 295.098 | 301.225 | 306.723 | 315.853 | 321.498 | 324.506 | 328.731 | 334.198 |
---|
Kärnten | 561.647 | 561.076 | 558.008 | 550.565 | 541.161 | 529.905 | 524.792 | 524.774 |
---|
Niederösterreich | 1.687.651 | 1.726.577 | 1.760.954 | 1.820.727 | 1.869.207 | 1.899.007 | 1.933.465 | 1.972.658 |
---|
Oberösterreich | 1.493.377 | 1.523.032 | 1.549.641 | 1.591.074 | 1.617.013 | 1.628.600 | 1.647.308 | 1.669.822 |
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Salzburg | 559.543 | 568.631 | 574.485 | 582.275 | 586.817 | 587.995 | 591.555 | 597.111 |
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Steiermark | 1.247.030 | 1.259.903 | 1.268.795 | 1.280.361 | 1.283.399 | 1.277.138 | 1.278.530 | 1.287.027 |
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Tirol | 758.901 | 776.191 | 788.211 | 806.380 | 817.703 | 821.247 | 826.831 | 834.631 |
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Vorarlberg | 398.443 | 406.783 | 412.952 | 422.370 | 428.364 | 430.752 | 433.436 | 437.090 |
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Wien | 1.915.155 | 1.990.480 | 2.030.846 | 2.100.338 | 2.160.460 | 2.204.169 | 2.243.692 | 2.280.321 |
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Österreich
insgesamt | 8.916.845 | 9.113.898 | 9.250.615 | 9.469.943 | 9.625.622 | 9.703.319 | 9.808.340 | 9.937.632 |
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Letzte Änderung am 26.11.2021