Pressemitteilung:
Wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus regional unterschiedlich; drei Bundesländer liegen 2018 über dem Österreichschnitt
Wien, 2021
Schwerpunkte der Tourismuseinnahmen liegen in Tirol, Wien und Salzburg
Von bundesweit 35,78 Mrd. Euro Gesamtausgaben für Urlaubs- und Geschäftsreisen von in- und ausländischen Tagesgästen bzw. nächtigenden Touristinnen und Touristen entfielen mit 21,15 Mrd. Euro rund drei Fünftel (59,1%) auf die Bundesländer Tirol, Wien und Salzburg. Die drei nächtigungsstärksten Bundesländer verzeichnen insgesamt touristische Ausgaben der Nächtigungs- sowie Tagesgäste in Höhe von 8,33 Mrd. Euro in Tirol, 7,18 Mrd. Euro in Wien und 5,64 Mrd. Euro in Salzburg. Während Kärnten jeweils mehr Nächtigungen als das Burgenland und die Steiermark aufweist, ergibt sich für die Steiermark ein touristischer Gesamtkonsum von 3,49 Mrd. Euro, in Kärnten von 2,51 Mrd. Euro und im Burgenland von 1,01 Mrd. Euro. In Niederösterreich und Oberösterreich belaufen sich die touristischen Ausgaben von inländischen sowie ausländischen Gästen auf 2,87 Mrd. Euro bzw. 2,76 Mrd. Euro.
In vier Bundesländern werden mehr als die Hälfte der Einnahmen durch inländische Gäste generiert
In Österreich wurden insgesamt 43,5% der touristischen Gesamtausgaben von inländischen Nächtigungs- bzw. Tagesgästen getätigt (inkl. Ausgaben im Inland für Reisen ins Ausland). Die Analyse nach Bundesländern zeigt, dass im Burgenland (78,3%), in der Steiermark (64,7%) sowie in Nieder- und Oberösterreich (62,5% bzw. 62,0%) deutlich mehr als die Hälfte der touristischen Einnahmen von inländischen Touristinnen und Touristen generiert wird (siehe Tabelle 1).
Im Burgenland entfällt ein Drittel der Einnahmen auf Tagesgäste
Berücksichtigt man die Ausgaben von Tagesgästen, so tragen diese mit 7,38 Mrd. rund ein Fünftel (20,6%) zu den österreichweiten Gesamtausgaben im Tourismus bei. Deutlich über dem Österreichschnitt liegt das Burgenland mit einem Tagesgästeanteil von 33,6%, gefolgt von Nieder- und Oberösterreich mit 27,8% bzw. 25,3%. Den geringsten diesbezüglichen Anteil weist Tirol mit 16,9% auf.
In Wien, Nieder- und Oberösterreich wird überdurchschnittlich viel für den Transport ausgegeben
Analysiert man die Ausgabenstruktur nach den konsumierten Waren und Dienstleistungen, so zeigt sich, dass in Kärnten (54,1%), Salzburg (53,3%) und Tirol (57,5%) mehr als die Hälfte der Gesamtaufwendungen auf Beherbergung (ohne Ausgaben für Zweitwohnsitze) und Gastronomie entfällt, während der Anteil in den übrigen Bundesländern zwischen 37,7% (Wien) und 49,7% (Burgenland; entspricht auch dem bundesweiten Schnitt) liegt. In Wien (27,9%) sowie in Nieder- und Oberösterreich (23,6% bzw. 24,1%) wird im Vergleich zu Österreich insgesamt (18,9%) überdurchschnittlich viel für den Personentransport ausgegeben (siehe Tabelle 2).
Anteil des Tourismus am Bruttoregionalprodukt variiert deutlich zwischen den Bundesländern
Insgesamt generiert der Tourismus in Tirol, Salzburg und Wien, den Bundesländern mit den höchsten touristischen Ausgabenvolumina, direkte und indirekte Wertschöpfungseffekte in Höhe von 5,91 Mrd. Euro, 3,93 Mrd. Euro bzw. 4,71 Mrd. Euro. Aufgrund der jeweiligen Branchenstrukturen dieser Regionen fällt der Beitrag zum Bruttoregionalprodukt (BRP) mit 16,9% in Tirol, 13,7% in Salzburg und 4,8% in Wien stark unterschiedlich aus. In Kärnten, im Burgenland und in der Steiermark werden Gesamtwertschöpfungseffekte durch den touristischen Konsum in Höhe von 1,69 Mrd. Euro, 0,61 Mrd. Euro bzw. 2,26 Mrd. Euro ausgelöst, was einem BRP-Beitrag von 8,0% (Kärnten), 6,8% (Burgenland) und 4,6% (Steiermark) entspricht. In Ober- und Niederösterreich trägt der Tourismus mit 1,70 Mrd. Euro bzw. 1,83 Mrd. Euro direkt und indirekt 2,6% bzw. 3,0% zur jeweiligen – vor allem produktionsorientierten – Regionalwirtschaft bei (siehe Tabelle 3).
Anteil der dem Tourismus zurechenbaren Vollzeitstellen liegt zwischen 3,2% und 16,3%
Im Jahr 2018 waren dem Tourismus in den acht Bundesländern
zwischen
Weitere Informationen zum Tourismus-Satellitenkonto (TSA) sowie Factsheets zu den einzelnen Bundesländern finden Sie auf der Webseite von Statistik Austria unter "Tourismus-Satellitenkonto" und auf der WIFO-Webseite.
Informationen
zur Methodik: Das Tourismus Satellitenkonto (TSA) wird seit dem
Berichtsjahr 2000 in einem gemeinsamen Projekt von Statistik Austria und
dem Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) im Auftrag
des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus (BMLRT)
umgesetzt. Mit dem TSA können die Verflechtungen der Tourismuswirtschaft
mit anderen Wirtschaftsbereichen und die Dimension des touristischen
Konsums von in- und ausländischen Gästen in Österreich verdeutlicht
werden.
Das TSA basiert auf von UNWTO, OECD und Eurostat empfohlenen methodologischen
Grundlagen (Tourism Satellite
Account: Recommended Methodological Framework 2008; TSA:RMF2008);
damit wird die internationale Vergleichbarkeit der Berechnungen zur
wirtschaftlichen Bedeutung des Tourismus in den Ländern weitgehend
gewährleistet.
Herkömmliche Tourismusstatistik, zumeist "Beherbergungsstatistik"
zur Erhebung der Nächtigungen in den gewerblichen und privaten Beherbergungsbetrieben,
kann der Vielfältigkeit und der Querschnittsdisziplin "Tourismus"
nicht oder nur zum Teil gerecht werden, da nur wenige, wenn auch wichtige
Facetten des Tourismus erfasst werden. Der "Tourist" kommt
nur zum Teil und nicht integriert als statistische Bezugsgröße vor,
da die volle Breite des touristischen Verhaltens – z. B. Tagesreiseverkehr
und Reisen zu Verwandten bzw. Freunden – nicht erfasst und nur der
physische, nicht aber der monetäre Aspekt betrachtet wird. Auch angebotsseitig
wird die Situation betreffend Tourismus nur wenig befriedigend abgebildet,
da die statistische Basis zwar umfangreicher ist, aber die Bausteine
(z. B. Beherbergung und Verpflegung) nicht oder nur teilweise zu einem
tourismusstatistischen Ganzen zusammenfügbar (z. B. Nächtigungen und
Umsatz) bzw. -gefügt sind.
Aufgrund der unzureichenden statistischen Erfassung des Tourismus rücken
über die traditionelle Statistik hinausgehende, den Systemgesichtspunkt
zur Geltung bringende modellartige Ansätze in den Vordergrund. Eine
umfassende statistische Erfassung des Phänomens "Tourismus"
kann daher nur über "Tourismus-ökonomische Konten" oder
"Satellitensysteme" zu den
"Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen"
(VGR) gelingen, welche auf Basis VGR-naher Konten den Tourismus in all
seinen Facetten darzustellen und damit die touristische Angebots- mit
der Nachfrageseite (bzw. vice versa) zu integrieren versucht. Dementsprechend
stellt das TSA ein makro- und kein mikroökonomisches Modell dar, und
es handelt sich bei den TSA-Ergebnissen um Global- und Eckgrößen,
welche Analysen auf kleinstrukturierter Ebene nicht bzw. nur sehr bedingt
zulassen.
Das "TSA für Österreich bzw. Bundesländer" verwendet in
den Berechnungen eine Vielzahl von Datenquellen.
Grundsätzlich werden Daten der Statistik Austria und externer Institutionen
(bzw. eine Kombination aus beiden) herangezogen; darüber hinaus werden
Verwaltungsdaten und ggf. Einzelinformationen (z. B. Geschäftsberichte)
verwendet. Die zur Verfügung stehenden Quellen sind oft unterschiedlich
hinsichtlich der Begrifflichkeiten und Definitionen sowie des zugrunde
liegenden Einheitenkonzepts. Diese werden entweder so transformiert,
dass eine unmittelbare Verwendung für die TSA-Berechnungen erfolgen
kann oder dienen als Grundlage für Schätzungen bzw. den diesbezüglich
zugrunde gelegten Annahmen.
Beginnend mit dem Berichtsjahr 2000 haben Statistik Austria und WIFO
die Entwicklung eines TSA für Österreich
übernommen; seit geraumer Zeit wurden von beiden Instituten auch regionale
TSAs (RTSA) für einige Bundesländer (Burgenland, Niederösterreich,
Oberösterreich und Wien) erstellt. Beginnend mit dem Berichtsjahr 2018
werden nunmehr erstmals für acht Bundesländer (ohne Vorarlberg) RTSAs
ausgearbeitet, dies erstmals die Schaffung eines bundesweit konsistenten
und mit dem TSA für Österreich abgestimmten Tourismus-Satellitensystems
ermöglicht. In Folge ist vertragsgemäß die Erstellung von weiteren
RTSAs für acht Bundesländer betreffend das Berichtsjahr 2021 geplant.
In Bezug auf RTSAs sind derzeit noch keine international akkordierten
methodischen Handbücher verfügbar, wenngleich bereits in einigen Ländern
wie Kanada, Norwegen oder Spanien RTSAs erstellt werden. Aufgrund der
recht unterschiedlichen Datenlage in den Ländern, insbesondere RGR-Ergebnisse
(Regionale Gesamtrechnung) bzw. andere Daten auf regionaler Ebene betreffend,
sind seitens der internationalen Organisationen in Bezug auf die Erstellung
von RTSAs dzt. keine Empfehlungen geplant; zudem müssen vielfach zunächst
noch nationale TSAs implementiert werden, um regionale Tourismus-Satellitenkonten
ermitteln zu können.
Betreffend die durchzuführenden Arbeiten
zeichnet sich STAT für die Erstellung des Basis-Satelliten und der
TSA-Standardtabellen gemäß TSA:RMF2008 verantwortlich, wobei dieser
nur die direkten Effekte (Wertschöpfung und Beschäftigung) umfasst.
Das WIFO macht Schätzungen betreffend die indirekten Effekte des Tourismus
(Wertschöpfung und Beschäftigung), Schätzungen für das laufende
Jahr und das Folgejahr (darüber hinaus werden ggf. die direkten und
indirekten Effekte der Freizeitwirtschaft geschätzt).
Weitere Informationen zur Methodik sind in der
"Standard-Dokumentation
zum Tourismus-Satellitenkonto für Österreich" zu finden.
Rückfragen zum Thema beantworten in der Direktion
Raumwirtschaft, Statistik Austria:
Dr. Peter LAIMER, Tel.:
Ines Orsolic, BSc MSc, Tel.:
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